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Vermögensanlage im Zeichen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
03. Juni 2010: Steffen Krug in Allgemein

Gastblog von Ralph Bärligea

Am 29. und 30. Mai traf sich in Hamburg sozusagen die deutsche Elite der Austrian Economics in Sachen Vermögensanlage, um über Analysen, Prognosen und Strategien für Investoren in der Krise in Dialog zu treten. Etwa 150 Teilnehmer verfolgten gespannt die Vorträge von Größen wie Prof. Thorsten Polleit, Claus Vogt, Chefanalyst der quirin bank AG oder Ralf Flierl, dem Chefredakteur des Smart Investor.

Das Seminar zeigte deutlich, was vielen Mainstream-Ökonomen und Politikern noch nicht klar ist. Keynes ist eine „Theorie“ für die Rumpelkammer, die keinen Einfluss auf praktische Anlageentscheidungen hat. Während sich „Wissenschaftler“ mit Staatsgeldern für eine Theorie der Enteignung dessen Annahmen gegen die Realität und dessen Konklusionen absurd sind noch immer unbeirrt begeistern lassen, scheinen Bankiers und Vermögensverwalter mehr Verantwortung zu übernehmen.

Schließlich attestiert Keynes dem Menschen einen animalischen Geist, glaubt aber doch an Übermenschen in Zentralbanken und Politbüros, die private Investitionen verdrängen sollen und defizitäre staatliche Programme beschließen können. Die Vermögensverwalter und Bankiers sehen im Gegensatz dazu ihre Kunden und das Individuum als ihren Souverän. Um deren Vermögen zu erhalten, müssen sie sich zwangsläufig an einer Theorie orientieren, die Erfolg verspricht, die „Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“ von Ludwig von Mises.

Man muss in dieser Analyse aber noch viel weiter gehen und Keynes die Wissenschaftlichkeit an sich absprechen. Die Annahmen des polyamoren Lebemanns wie „Animal Spirits“, „Unterauslastung von Kapazitäten“ und „Geldillusion“ sind völlig unbegründet und falsch, seine „Warenkorbinflation“ als Richtschnur ist reiner Empirismus, also induktives Schließen, das man in der Philosophie als Schwachsinn, oder auch Kult bezeichnet.

Der gewonnene Eindruck zeigte: Wer mit Keynes in Vorstandsetagen, oder Anlageausschüssen argumentiert, wird da wohl eher ausgelacht. Mises dagegen erlebt eine wahre Renaissance. Kristof Berking, einer der Organisatoren der Veranstaltung, erklärte einleitend sehr gut, wie Carl Menger und Ludwig von Mises aufbauend auf dem kritisch rationalistischen Denken der antiken Philosophie und klassischen Logik die Wirtschaftswissenschaften von einem rein deskriptiven Anspruch und den Irrungen des Historizismus zu theoretischem Gehalt führten, der die Kriterien einer selbständigen Wissenschaft erst erfüllte.

Darüber dass wir auf schwere Zeiten zusteuern, dass der Euro ein bald zusammenbrechendes Schneeballsystem ist und dass politische Prognosen neben ökonomischen leider derzeit die größere Rolle spielen, waren sich alle Experten einig! Investitionsmäßig ist einfach wenig zu holen, wenn durch Inflation und die damit verbundene Besteuerung von Scheingewinnen jeder Anleger einer permanenten Substanzenteignung ausgesetzt ist. Die durch die Billiggeldpolitik erzeugte Fehlallokation von Kapital hat Wirtschafsstrukturen geschaffen, die nicht mehr tragfähig sind. Darum, so Claus Vogt, werden Werte wie Aktien und Immobilien in der Krise eher real an Wert verlieren, während Geldforderungen natürlich völlig wertlos werden.

7,6 % Geldmengenwachstum und damit Inflation haben wir pro Jahr im Schnitt. Wer das nach 25% Abgeltungssteuer erwirtschaften will, braucht 10% sicher, allein um sein Vermögen zu erhalten. Wer schafft das schon? Wer nach der Krise noch über ein relevantes, offizielles Vermögen verfügt, wird wohl dem Zorn derjenigen ausgesetzt sein, die heute noch naiv genug sind, dem Euro und weiteren Staatsversprechen zu glauben. Darum war das Fazit aller Redner physisches Gold, also einfach Kasse halten in echtem Geld. Leider hat man andere Anlageformen und so das Investieren im Sinne individueller Nachfragepräferenzen zum Wohl der breiten Bevölkerung politisch unmöglich gemacht.

Wer aber raubt hier wen aus und wer hat die Krise verursacht? Das waren die Politiker mit ihren Lobbygesetzgebungen und Zentralbanken. Die Schuld an ihrer Totalpleite weisen sie dann natürlich allen anderen zu, den Spekulanten, oder den unproduktiven Hartz IV Empfängern. Wenn die Bevölkerung dies nicht erkennt, sind totalitäre Strukturen wie im Kommunismus, oder Nationalsozialismus jetzt auch auf europäischer Ebene wahrscheinlich.

Die heutige Krise muss nicht mehr studiert werden; das hat Mises bereits 1924 erledigt und vor 1929 gewarnt. In der heutigen Krise muss gehandelt werden. Umso nachdenklicher machte da die Aussage von Martin Siegel, Geschäftsführer von Westgold Edelmetallhandel: „Jeder Investor muss sich auch für eine freiheitlich demokratische Grundordnung einsetzen, denn ohne Freiheit hat jedes Vermögen keinen Sinn mehr.“