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Geschichte der Österreichischen Schule der Nationalökonomie – Ein kurzer historischer Abriss zur Einstimmung
06. Oktober 2009: Steffen Krug in Allgemein

Gastblog von Eugen Schulak und Herbert Unterköfler

Die Österreichische Schule der Nationalökonomie (auch als Wiener Schule der Nationalökonomie
bezeichnet) beruht mit den Worten ihres Begründers Carl Menger (1840-1921) auf der grundlegenden
Einsicht, „dass die Erscheinungen der Volkswirthschaft nicht das Ergebnis von Gesetzen seien, deren
Wirksamkeit sich unabhängig von dem Willen und Strebungen der Menschen geltend machen, dass
vielmehr die complicirten Erscheinungen der menschlichen Wirtschaft, welche gemeiniglich als
volkswirthschaftliche bezeichnet werden, Gesammtergebnisse, Resultirende, der zahllosen Einzelbestrebungen handelnder (wirthschaftender) Menschen und ihrer organisirten Verbände sind“. Folglich
gebe es auch „keine wirthschaftliche Erscheinung, welche in letzter Linie nicht ihren Ausgangspunkt
und ihr Maß in dem wirthschaftenden Menschen und seinen ökonomischen Erwägungen fände“. Darin,
so Menger, „gründet die große Bedeutung der Wertlehre für die Nationalökonomie, denn der Wert,
den Güter für den einzelnen Menschen haben, ist der Ausgangspunkt aller Untersuchung, das Fundament
allen theoretischen Verständnisses der Wirthschaftserscheinungen“.
Diese einleitenden Sätze zu einem Artikel in der Wiener Zeitung vom 7. März 1889 enthalten die bündigste
Zusammenfassung des Forschungsprogramms der Österreichischen Schule, die wir aus der Feder
von Carl Menger kennen. In seinem 18 Jahre zuvor im Wiener Braumüller Verlag veröffentlichten
Erstlingswerk Grundsätze der Volkswirthschaftslehre hatte er diese Grundannahmen mit zahlreichen,
oft weit ausholenden Begriffsklärungen zur damaligen Güter-, Wert- und Preislehre derart fein versponnen,
dass die ersten Rezensenten das Buch gar nicht als bahnbrechend wahrnahmen. In seinem
zweiten Werk, den Untersuchungen über die Methode der Socialwissenschaften und der Politischen
Ökonomie insbesondere (1883), formulierte er seine Sichtweise bereits konturierter und verband sie
mit einer herben Kritik an der vorherrschenden Volkswirtschaftslehre in Deutschland. Menger war
inzwischen Professor für Politische Ökonomie an der juridischen Fakultät der Universität Wien geworden,
der damals weltweit größten Ausbildungsstätte für Juristen, und bewirkte mit seinen Untersuchungen,
dass die seit Jahren schwelende Auseinandersetzung über Grundlagen, Ziele und Grenzen
der Volkswirtschaftslehre offen ausbrach und im Methodenstreit kulminierte.
Ein Großteil der deutschen Volkswirtschaftslehrer – überwiegend Hegelianer, zumeist staatsgläubig
und vielfach deutsch-hegemonial denkend – begegnete Menger und seiner Methodenlehre teils mit
ehrlichem Unverständnis, teils mit unverhohlener Feindseligkeit. Ihre Profession verstanden sie in
erster Linie als eine politik- und praxisnahe Kunstlehre. Einer ihrer führendenden Exponenten verglich
die Volkswirtschaftslehre mit dem Chor in der antiken Tragödie, der das politisch-wirtschaftliche Geschehen
zwar laufend kommentiere, selbst aber nicht handelnd in Erscheinung trete. Carl Menger hielt
ihnen vor, mit Meinungen bloß politischen Nützlichkeiten zu dienen, anstatt ernsthafte Wissenschaft
zu betreiben.
Die heftigen Kontroversen im Zuge des Methodenstreites wirkten auf die Herausbildung der Österreichischen Schule wie ein Ferment. Menger, ein begnadeter Lehrer, hatte in den 1880er Jahren begonnen, begabte junge Wissenschafter als Mitstreiter zu gewinnen; bis zu seiner Pensionierung im Jahre
1903 wurden es insgesamt 14 Habilitierte. Hervorragend waren vor allem Eugen von Böhm-Bawerk,
mit seiner Dogmengeschichte der Zinstheorien, seiner Agiotheorie des Zinses und brillanten Darstellungen
zur subjektivistischen Wertlehre; Friedrich von Wieser, mit einer Weiterentwicklung der Wertlehre
und mehreren geglückten Begriffsbildungen („Grenznutzen“, „Zurechnungslehre“; „Opportunitätskosten“);
Emil Sax mit einer Grundlegung der theoretischen Staatswissenschaft; Robert Zuckerkandl
mit einer Theorie des Preises; Viktor Mataja mit einer Monografie zum Unternehmergewinn;
Robert Meyer mit Arbeiten zur Steuertheorie oder Eugen von Philippovich mit seinem oftmals aufgelegten
Lehrbuch. Die Mitglieder der Gruppe publizierten zudem laufend Beiträge zur Methodologie
und setzten sich eingehend mit der Arbeitswerttheorie von Karl Marx auseinander, deren wissenschaftliche
Unhaltbarkeit sie nachwiesen.
Dass Mengers Schüler und Mitstreiter in ihren wissenschaftlichen Arbeiten eine erstaunliche Heterogenität
aufwiesen, ging in den scharfen Grenzziehungen des Methodenstreites unter. Jedenfalls wurden
alle Vertreter der Österreichische Schule auf Jahre hinaus konsequent bei Berufungen an die insgesamt
21 deutschen Universitäten übergangen. Das Wirkungsfeld der Österreichischen Schule blieb vorerst
auf die sieben deutschsprachigen Universitäten der Donaumonarchie beschränkt. Nur langsam gelang
es diesen Boykott durch einen umso aktiveren Austausch mit dem übrigen europäischen und amerikanischen Ausland zu egalisieren und zusätzlich mit der Gründung der Zeitschrift für Volkswirtschaft,
Socialpolitik und Verwaltung eine publizistische Plattform mit internationaler Reichweite zu schaffen.
Der Methodenstreit zerstörte für den wissenschaftlichen Nachwuchs aus Österreich jegliche Chancen
auf eine Universitätskarriere in Deutschland. Ein Großteil der Habilitierten, alles brillante Juristen,
wechselte infolgedessen in den öffentlichen Dienst oder in staatsnahe Institutionen wie Banken oder
Kammern. Paradoxerweise ging so mit der Internationalisierung der Schule eine „Verbeamtung“ ihrer
Vertreter einher. Bis zum Zerfall der Habsburgermonarchie besetzten die Habilitierten der älteren Österreichischen Schule nicht nur wichtige Lehrstühle, sondern sie stellten aus ihren Reihen nach und
nach auch Spitzenbeamte oder Minister (Böhm-Bawerk, Mataja, Meyer, Wieser, Schüller, Reisch),
Kabinettschefs (Gustav Seidler, Rudolf Sighart), Bankdirektoren (Landesberger, Sighart, Reisch) und
Abgeordnete sowie einen Reichsratspräsidenten (Emil Sax, Gustav Gross). Diese Symbiose mit (halb-)staatlichen Institutionen war folgenschwer: Mit dem Untergang der Monarchie ging auch die institutionelle
Verankerung der Österreichischen Schule verloren und das Netzwerk zerfiel. Schlimmer noch
wog freilich, dass sich, bis auf den völlig zurückgezogen lebenden Carl Menger und den jungen Lud-
wig Mises (1881-1973), die Mitglieder der Schule durch die Mitarbeit im Generalkommissariat für
Kriegs- und Übergangswirtschaft, dem österreichischen Experiment einer Zentralplanwirtschaft im
Ersten Weltkrieg, intellektuell desavouiert hatten.
Die Voraussetzungen für den Fortbestand der Schule waren nach dem Ersten Weltkrieg somit denkbar
ungünstig. Die volkswirtschaftlichen Lehrstühle waren in der Ersten Republik von Anfang an entlang
politischer Lagergrenzen besetzt worden und die Repräsentanz der Österreichischen Schule an den
Universitäten auf eine einzige Professur in Wien geschrumpft, die sich noch dazu als ungeeignet erweisen
sollte, wirksame Impulse für eine weitere Entwicklung zu geben. Zugleich war die Zeitschrift
für Volkswirtschaft, Socialpolitik und Verwaltung eingestellt worden und konnte erst Jahre später wieder
erscheinen. Dass der Österreichische Schule dennoch ein Neuanfang gelang, ist auf mehrere private
Zirkeln und Initiativen außerhalb des Universitätsbetriebes zurückzuführen. Ludwig Mises, ein ausgewiesener Geldtheoretiker und im Zivilberuf in der Handelskammer Wien tätig, versammelte ab 1920
in 14-tägigen Treffen brillante junge Köpfe in seinem Mises-Privatseminar, in dem über Jahre hinweg
neben ökonomischen Fragen auch Themen der Sozialphilosophie, Soziologie, Logik und Erkenntnistheorie
systematisch diskutiert wurden. Ein regelmäßiger Teilnehmer war der junge Friedrich A. Hayek
(1899-1992), der selbst ein Diskussionsforum, den so genannten Geist-Kreis ins Leben gerufen
hatte, der vornehmlich den Dialog mit anderen Wissenschaftszweigen förderte. Weitere Zirkel mit
wirtschaftswissenschaftlichen Zielsetzungen entstanden in der Nationalökonomischen Gesellschaft
und später im neugegründeten Österreichischen Institut für Konjunkturforschung sowie in den Mathematischen Kolloquien von Karl Menger, dem Mathematiker und Sohn von Carl Menger, wobei alle
diese Zirkel untereinander freundschaftliche Verbindungen sowie manche personelle Überlappungen
aufwiesen.
Was für die ältere Österreichische Schule die subjektivistische Wertlehre war – nach Eugen von
Böhm-Bawerk eine Art „Zauberschlüssel, […] zur Klärung verwickeltster Erscheinungen und schwierigster
Probleme des Wirtschaftslebens“ – das war für die jüngere Österreichische Schule die so genannte
Kalkulationsdebatte sowie die Geld- und Konjunkturtheorie. Mitten in der aufgeheizten revolutionären
Stimmung der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde von Vertretern der Schule die Funktionsfähigkeit
einer zentralen Planwirtschaft grundsätzlich in Frage gestellt. Mit Blick auf die (zentral gesteuerte)
Kriegswirtschaft vertiefte dann Ludwig Mises die Analyse und wies eindrücklich nach, dass
Preise stets die Basis für Kalkulationen der Wirtschaftsakteure sind. „Ohne freien Marktverkehr“, so
Mises, „gibt es keine Preisbildung, ohne Preisbildung keine Wirtschaftsrechung“. Daran anknüpfend
hob Hayek den Informationsgehalt frei gebildeter Preise hervor, ohne den es zwangsläufig zu Fehlallokationen aller Art komme.
Das andere große Forschungsfeld ging auf Die Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel (1912) von
Ludwig Mises zurück, der darin die Grundeinsichten der Österreichischen Schule auf die Geldtheorie
und Geldwirtschaft angewandt hatte. In einer zweiten Auflage (1924) reichte Mises noch eine umfassenden
Konjunkturtheorie mit weitreichenden Schlussfolgerungen nach: Die Auf- und Abschwünge
im Konjunkturverlauf seien nicht „naturgegeben“ und somit unvermeidbar, sondern vielmehr das Ergebnis
von Manipulationen seitens der Zentralbanken, die mit der Festsetzung von Leitzinsen die
Geldmengen erhöhen oder drosseln und solcherart die Investitionsströme, Konsumausgaben oder
Sparquoten mehr oder weniger stark beeinflussen. Immer wieder betonten die Vertreter der Österreichischen Schule , dass dieser Wirkungszusammenhang zwar evident, aber deshalb noch lange nicht steuerbar ist: Zum einen sind verlässliche Daten als mögliche Orientierungspunkte praktisch nicht
verfügbar, zum anderen ist das Verhalten der das Wirtschaftsgeschehen bestimmenden Akteure prinzipiell
nicht vorhersagbar.
An der Entwicklung der Österreichischen Konjunkturtheorie beteiligten sich seit Mitte der 1920er
Jahre eine Reihe von jungen Ökonomen, die sich an der Universität Wien, oftmals nach Überwindung
politisch motivierter Hindernisse, habilitierten und sich später einen hervorragenden internationalen
Namen machen sollten: Friedrich A. Hayek, Oskar Morgenstern und Gottfried Haberler. Zwei weiteren
Mitglieder dieser Gruppe, Fritz Machlup und Paul N. Rosenstein-Rodan, die später ebenso internationale
Berühmtheit erlangten, wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft zur Habilitation nicht zugelassen.
Überhaupt befand sich die wiedererstarkte Österreichische Schule gegen Ende der 1920er Jahre in
einer recht zwiespältigen Situation: Sie erfuhr aus dem Ausland wohl wachsende wissenschaftliche
Anerkennung, wurde jedoch im eigenen Land von den großen politischen Lagern zunehmend ablehnend
bis feindselig behandelt. Die Schule hatte eine wohlbegründete Skepsis gegenüber dem unbegrenzten
Glauben an den Staatsinterventionismus entwickelt und war damit allen Etatisten ein Dorn
im Auge. Die kollektivistischen Parteien stießen sich am (wissenschaftlichen) Individualismus der
Schule und die „Kalkulationsdebatte“ hatte die Sozialisten als erbitterte Gegner zurückgelassen. Für
die Deutsch-Nationalen boten die jüdischen Mitglieder der Schule willkommene Projektionsflächen
für deren aggressiven Antisemitismus. Was die Österreichische Schule jedoch ganz allgemein von der
politischen Grundstimmung im Lande zu trennen begann, war ihr universelles Menschenbild, das „von
der Einheit und Unveränderlichkeit der logischen Struktur des menschlichen Denkens“ ausging, wie es
Ludwig Mises formulierte. Mit Vorstellungen, nach denen jede „Klasse“, jede „Gesellschaftsschicht“,
jede „Epoche“, jede „Rasse“ oder auch jede Religion grundsätzlich ihre eigene Logik hätten, wussten
die Mitglieder der Schule nichts anzufangen.
Angeekelt vom Verfall der Diskussionskultur und vom zunehmenden Antisemitismus, bedrängt und
gescholten von den großen politischen Lagern und in beruflicher Hinsicht ohne befriedigende Perspektive,
verließen die Mitglieder der jüngeren Österreichischen Schule nach und nach das Land. In der
Folge kam die Weiterentwicklung des Forschungsprogramms zum Stillstand, die wissenschaftliche
Produktion ging spürbar zurück und auch der innere Zusammenhalt begann sich merklich aufzulösen.
Als sich die Volkswirtschaftslehre gegen Ende der 1930er Jahre zunehmend weltweit zu einer Lehre
von der staatlichen Wirtschaftlenkung zu entwickeln schien und Modellannahmen präsentierte, die
nicht mehr vom Individuum, sondern von wagemutig konstruierten Aggregaten ausgingen, hat die
Österreichische Schule publizistisch kaum mehr reagiert. Zum einen, weil die ersten (Schein-)Erfolge
der Nachfragesteuerung manche Mitglieder in eine abwartende Rolle drängten, zum anderen aber, weil
die realen Lebensumstände einiger Mitglieder einfach andere Prioritäten nahelegten. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1938 flüchteten – bis auf wenige Ausnahmen – die bis
dahin verbliebenen Vertreter der Schule aus Österreich. Damit hörte sie in ihrem Ursprungsland auf zu
bestehen.
Die zerstreuten Mitglieder der Österreichischen Schule fanden zumeist in den USA eine neue berufliche
Heimat und konnten sich dort als Ökonomen etablieren. Zeitlebens blieben sie der Schule verbunden,
verfolgten aber dann doch Forschungsansätze, die nicht mehr uneingeschränkt dem Forschungsprogramm
der Österreicher zuzurechnen waren. Friedrich Hayek zog daraus einmal den Schluss, dass
die Österreichische Schule nicht untergegangen, sondern in der modernen Volkswirtschaftslehre aufgegangen sei.
Tatsächlich wurde das Forschungsprogramm der Österreichischen Schule vorerst nur von Mises konsequent fortgeführt, nachdem dieser im Jahre 1940 in die Vereinigten Staaten emigrieren musste. Die
Versuche von Hayek, nach dem Zweiten Weltkrieg die Schule in Österreich zu revitalisieren, kamen
über zarte Anfänge nie hinaus. Er selbst verlagerte seinen Schwerpunkt in die Sozial- und Rechtsphilosophie, um nach der Verleihung des Nobelpreises 1974 zu wirtschaftswissenschaftlichen Fragestellungen zurückzukehren. Mises hingegen fand in New York erneut Schüler, unter denen sich besonders Murray N. Rothbard (1926-1995) und Israel M. Kirzner (*1930) bewährten. Als Mises 1973 hochbetagt starb, hatte er zuvor noch den Beginn einer bemerkenswerten Renaissance der Österreichische
Schule in der Gestalt der Modern Austrian Economics erleben können.
Seither hat die Österreichische Schule ihre Positionen und Analysen laufend weiterentwickelt und
geschärft. Lange schien es, als ob viele dieser Ergebnisse in den volkswirtschaftlichen Mainstream
eingeflossen und dort absorbiert worden wären. Bei näherer Betrachtung stellte sich jedoch zumeist
heraus, dass es sich um Artefakte handelt, die aus dem Zusammenhang gelöst so manche Umdeutung
und Verkürzung erfahren haben. So ist das Lieblingsspielzeug der Neoklassik, der „homo oeconomicus“,
von der Österreichischen Schule bereits früh als eine viel zu mechanisch gedachte, blutleere und
lebensfremde Karikatur des wirtschaftenden Menschen abgelehnt worden. Auch die Theorie der
Wahlakte sah man in der Österreichischen Schule verwurzelt und verkannte, dass die Österreicher das
menschliche Handeln bei weitem komplexer dachten, als dass es simpel auf die Alternativen entweder-
oder reduziert werden könnte

Meist gingen die Vertreter des Mainstreams auf derartige und andere Einwände gar nicht näher ein
oder deklassierten die Österreichische Schule überhaupt gleich als „literarische Ökonomie“ oder als
„Ökonomie ohne theoretische Vorschläge“. In der Tat steht das wissenschaftliche Weltbild der Österreicher
der sokratischen Weisheit vom „Wissen über das Nicht-Wissen“ um einiges näher als die „moderne“
Volkswirtschaftslehre, die viel zu lange einer selbstgefälligen Anmaßung von Wissen huldigte.
Dass eine solche Bescheidenheit, ja vielleicht sogar Demut vor der Komplexität der menschlichen
Wirtschaft einen Offenbarungseid nicht zu fürchten braucht, können zwei einschneidende Großereignisse
belegen: Das wirtschaftlich-politische Scheitern des Sozialismus 1989 und die globale Krise der
Geldwirtschaft 2009 trafen jeweils auf einen völlig überraschten wirtschaftswissenschaftlichen
Mainstream, während die Österreichische Schule in beiden Fällen eine Bestätigung ihrer Analysen
erfuhr.