Irgendwie scheint die Österreichische a-priori Logik bei dem FTD Kolumnist Wolfgang Münchau noch nicht richtig angekommen zu sein. In der Kolumne „Schwere Gleichgewichtsstörungen“ macht er abermals die globalen Leistungsbilanzungleichgewichte als die tiefere Ursache für die Rückkehr der Finanzkrise aus. Nach seiner Logik resultieren diese Ungleichgewichte aus schlecht regulierten Finanzmärkten, wobei ein besseres (perfekt) reguliertes internationales Finanzsystem keine Krise verursachen würde.
Sehr geehrter Herr Münchau,
so sehr ich mich auf ihre kommende Kolumne gefreut hatte, so ernüchtert war ich von ihrem Artikel „Schwere Gleichgewichtsstörungen“ über die tieferen Ursachen der Finanzkrise. In meiner letzten Email habe ich versucht ihnen zu erklären, dass die Leistungsbilanzungleichgewichte Symptome des globalen Papiergeldsystems sind, wobei staatliche Regierungen Zwangsgeld in Form von Zirkulationskrediten aus dem Nichts schöpfen. Da Sie in ihrer Kolumne jedoch auch weiterhin die These vertreten, dass die tiefere Ursache der aktuellen Finanz- und Verschuldungskrise die globalen Leistungsbilanzungleichgewichte sind, möchte ich an dieser Stelle das zugrundeliegende ökonomische Ursache-Wirkung Prinzip des weltweiten Geldsystems noch einmal ausführlich darstellen:
Erst die staatliche Regulierung des Finanzsektors in Form von Zahlkraftgesetzen (legal tender laws) und staatlicher Monopolisierung der Geldproduktion ermöglicht, daß die heutigen Papiergeldwährungen von den Menschen als Tauschmittel akzeptiert werden. Historisch gesehen hat sich Gold im freien Wettbewerb als globales allgemein akzeptiertes Tauschmittel durchgesetzt. Nehmen wir also einmal an, daß das globale Finanzsystem einem 100% gedeckten Goldstandard unterliegen würde. Ein goldgedecktes Finanzsystem verfügt über einen sich selbst korrigierenden Mechanismus, der keine größeren Leistungsbilanzungleichgewichte zulässt (siehe auch David Hume: Price Specie Flow Mechanism). Wenn die USA aus Deutschland mehr Waren importiert als exportiert, dann wird die entsprechende Differenz in Form von US-amerikanischen Gold nach Deutschland fließen. Dadurch fallen die Warenpreise in den USA und die Warenpreise in Deutschland steigen an. Durch die höheren Preise in Deutschland können die USA jetzt nicht mehr so viele Produkte aus Deutschland importieren. Weil gleichzeitig aber auch die amerikanischen Produkte in Deutschland billiger werden, würden die USA wieder anfangen mehr Waren nach Deutschland zu exportieren. Im Laufe der Zeit würde dann auch das Gold wieder von Deutschland in die USA zurückfliessen, so dass sich im Zeitablauf auch die Preisniveaus wieder anpassen würden und die Leistungsbilanzen entsprechend ausgeglichen wären. Genau dieser Mechanismus konnte auch empirisch in der Zeit des klassischen Goldstandards von 1880-1914 beobachtet werden.
Im heutigen globalen ungedeckten Papiergeldsystem ist das Leistungsbilanzungleichgewicht insbesondere der USA der Sonderrolle des USD als Weltreservewährung geschuldet. Der globale monetäre Sozialismus ermöglicht es einer kleinen globalen Machtelite aus Politikern, Investmentbankern und Großindustriellen sich unermeßlich auf Kosten der breiten Masse der weltweiten Sparer zu bereichern. Aktuell schaffen es die Machteliten über ihren Einfluss auf die Medien und politischen Meinungsführer zwar immer noch die breite Masse der Menschen über den wahren Charakter des ungedeckten Papiergeldsystems zu täuschen. Der weltweite Siegeszug des Internet erschwert es den globalen Machteliten aber immer mehr, ihre Lügen aufrechtzuerhalten. Die Löcher in der Matrix werden zusehends größer. Der finale und offensichtliche Zusammenbruch des globalen Papiergeldschneeballsystems ist somit nur noch eine Frage der Zeit. In diesem Zusammenhang wäre es schön, wenn auch die FTD ihren Lesern (die Mehrzahl der FTD Leser gehört meines Erachtens eher zu den normalen Privatanlegern und nicht zur Elite der Papiergeldindustrie) die tieferen Ursachen der Finanz- und Verschuldungskrise erklärt und nicht nur oberflächliche Berichterstattung betreibt. Das Beispiel Wall Street Journal (seit der Murdoch Übernahme) ist aktuell ein gutes Beispiel, wie man mit solch einer Strategie sogar auch neue Leser gewinnen kann.
Beste Grüsse von der Alster
Dipl. Volksw. Steffen Krug